Egoismus oder Ehrlichkeit? Von Ungesunden und Gesunden Freundschaften

Es ist nicht mehr alles so einfach wie früher. Damals hatte man Schule, vielleicht noch eine AG oder einen Sportverein am Nachmittag, aber abgesehen davon schwelgten wir alle in Freiheit und vor allem Freizeit. Die Freunde waren das allerwichtigste und obwohl man gerade erst drei Stunden mit der besten Freundin telefoniert hatte, musste man sich am nächsten Tag auch wieder den ganzen Tag sehen. Man ist spontan mit der Girls Crew shoppen gegangen, hat Ausflüge geplant und konnte einfach alles genießen. Heute ist das nicht mehr so einfach. Ist man einmal über 20 und fängt mit dem Studium oder dem Berufsleben an, ist es nicht mehr so leicht die Freundinnen jeden Tag zu sehen. Alles bedarf etwas mehr Planung. Man wohnt vielleicht sogar nicht mehr in der gleichen Stadt; und selbst wenn… Es ist einfach nicht mehr so viel Zeit wie früher. Und wenn die Zeit mal da ist, müssen Prioritäten gesetzt werden. Auch bei Freundinnen.

Ich überlege mir mittlerweile genau mit wem ich meine Freizeit verbringen möchte. Ich denke darüber nach, wer mich versteht und wer nicht die Augen verdreht wenn ich von meinem Blog, meiner Zukunft, und meinen Zielen spreche. Ich achte darauf, wer mich motiviert, wer positive Gedanken und Vibes ausstrahlt und mich nicht runterzieht. Ich möchte meine Zeit mit Freunden verbringen, die mich inspirieren besser zu werden. Die mich aufbauen wenn es mir nicht gut geht, genau so wie ich sie aufbaue wenn bei ihnen etwas nicht so gut läuft.

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“Bist du sicher, dass du nach München willst? Würde ich ja niemals machen.”
“Also wirklich guten Content hast du auf meinem Blog ja nicht…”
“Ich würde mich nicht darauf verlassen, die haben dir viel zu schnell die Zusage gegeben. Irgendwas kann da nicht stimmen.”
“Mach doch einfach Schluss!”
“Also ich bin sicher, dass du das nicht schaffen wirst.”
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In den zwanziger lernt man, wer die wahren Freunde sind, heißt es oft. Das spüre ich am eigenen Leib. In den letzten Monaten hat sich bei mir ziemlich stark rauskristallisiert, wem ich was erzählen kann, wer wie reagiert, wer mich auf meinem Weg unterstützt. Mit den meisten “Freundinnen” aus der Schulzeit habe ich seit Jahren keinen Kontakt mehr, und auch viele Freunden, die ich zu Beginn meines Studium kennengelernt habe, habe ich nur noch eine oberflächliche Beziehung. Und das ist auch gut so. Qualität über Quantität.

Manchmal dauert es nur etwas, bis man sieht, dass die Qualität nicht mehr so wirklich da ist. Wenn eine Freundin beispielsweise Tag für Tag absagt und beschäftigt ist, dann aber feiernd in der Snapchat Story einer anderen Freundin rumturnt und in die Kamera winkt, sollte das schon etwas heißen. Oder wenn eine gute Freundin Erfolge schlecht redet, oder neue Informationen nur mit “aha, cool” abtut. Und vor allem, wenn man damit beginnt einer Person nicht mehr alles mitzuteilen, weil man Angst davor hat, dass sie mal wieder alles schlecht redet, sollte geändert werden. Die Zitate oben kamen so ungefähr tatsächlich von Leuten aus meinem engeren Umkreis.
Es ist normal, dass wir alle beschäftigt sind, viel zu tun haben, und wir uns immer mehr und mehr um uns selbst kümmern müssen. Aber wenn man jemand wirklich sehen möchte, kann man Platz für die Person schaffen.

Wir sind keine Kinder mehr. Beispiele wie die gerade genannten sollten in einer gesunden Freundschaft nicht vorkommen. Aber genau das ist die Sache. Nicht jede Freundschaft ist gesund. Es liegt an einem selbst sich aus einer solchen zurückzuziehen. Damit will ich sagen: wenn in einer Freundschaft eine Person immer einstecken muss, ist das nicht fair. Beide sollten immer ehrlich sein und entweder Zeit füreinander schaffen, oder die Freundschaft etwas zurückschrauben. Ohne Lügen und Ausreden. Ohne vor allem ohne den anderen schlecht zu reden oder runterzuziehen.

8 Discussions on
“Egoismus oder Ehrlichkeit? Von Ungesunden und Gesunden Freundschaften”
  • Das ist leider so oder vielleicht gar nicht leider… es gibt tatsächlich Freunde fürs ‘Leben’ und Freunde für Lebensabschnitten – daran glaube ich wirklich. Wir verändern uns ständig, unsere Sichtweisen auch – dies kann negativ oder positiv sein.. das schlimmste an einer Freundschast für mich Unehrlichkeit, Neid und Misgunst! Ich bin da sehr radikal, was Beendigungen von solchen Freundschaften geht, denn für mich sind diese Eigenschaften Gift. Es gibt nichts Schlimmeres, als eine Person, die dein vermeintlicher ‘Freund’ ist und dir nichts gönnt und immer ein schlechtes Wort bereit hat – möglicherweise nicht vor dir aber dafür hinter dir! Das ist für mich verschwendete Energie und wenn wir ja schon die Wahl haben einen engen Kreis zu wãhlen, sollte dies gut überlegt werden und Menschen, die einem gar nicht gut tun… weg. Ich bin da wie gesagt sehr hart aber ich lebe für ein gesundes und ehrliches Umfeld und alles andere möchte ich nicht unterhalten. xoxo, Leisy

  • Ich habe einmal gelesen, man ist ein mittelmaß aus 5 Personen, mit denen man sich häufig trifft. Betrachtet man die Sache aus diesem Winkel ist es also schon sehr wichtig, welche Freunde man sich aussucht und mit welchen man seine Zeit verbringt. Denn irgendwo haben sie alle Einfluss auf unsere eigene Persönlichkeit 🙂
    Liebst, Katja
    http://www.amoureuxee.de

  • Ein sehr schöner Post liebe Wakila, Nachdem ich vor ein paar Monaten von einer (angeblich) guten Freundin sehr enttäuscht wurde, achte ich verstärkt auf diese Dinge. Ich liebe positive Menschen mit denen ich den ganzen Tag lachen und quatschen könnte. Leider ist es gar nicht so einfach solche “wahren Freunde” zu finden, denen man blind vertrauen kann und andersrum. Wir sind eben alle nur Menschen mit verschiedenen Charakteren und Einstellungen. Aber es ist nun mal leider so, das Zeit das wertvollste Gut ist, welches wir besitzen. Deshalb überlege ich mir mittlerweile lieber genau, mit wem ich diese Zeit verbringen möchte.

    Liebe Grüße

    Vivi

  • machmal ist es wirklich besser ‘freunde’ gehen zu lassen. wenn mal älter wird, lernt man was ihre freundschaften sind und wer sich vielleicht nur einen vorteil erhofft. wie du schon gesagt hast finde ich es aber auch ganz schlimm, wenn freunde einen runterziehen. natürlich soll man immer die Meinung sagen, aber das geht auch konstruktiv und nicht in einem eifersüchtigen und negativen ton…

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