Generation Y. Oder: Wir Wissen Was Wir Wollen

DSCN0064

Eigentlich sollte ich gerade lernen, ein Essay schreiben, putzen, eine Wohnung zur Zwischenmiete in Berlin suchen, E-Mails beantworten und mindestens noch drei andere Sachen machen, die ich aber wieder vergessen habe, weil sie nicht auf meiner To-Do List stehen. Und was mache ich davon? Nichts. Vielleicht bin ich einfach nur faul, vielleicht bin ich aber auch überarbeitet und müde.

Soziologen nennen uns Generation Y oder Millennials: die jungen Erwachsenen der heutigen Zeit. Laut Definition wissen wir nicht, was wir vom Leben wollen, können uns nicht entscheiden und hängen nur rum. Aber so sieht die Realität nicht aus. Generation Praktikum. So nenne ich uns immer, denn alles dreht sich um die perfekte Karriere. Man muss ein Praktikum vorweisen können, um ein Praktikum zu bekommen. Dann sollen wir selbstverständlich noch ehrenamtlich Arbeiten, einen Nebenjob haben (denn wer nur vom BAföG lebt ist ein Schmarotzer) und einen Notendurchschnitt von 1,3 halten. Das ist es, was heute von uns erwartet wird. Keiner sagt es direkt, aber unterschwellig schwingt es immer mit. Sobald wir dann sagen, dass wir überarbeitet sind und eine Pause brauchen, heißt es: “Warum? Ihr studiert doch nur. So viel Arbeit ist das nicht.” Und wenn man nicht gerade Wiwi, Jura, oder etwas in der Schiene studiert, vergeudet man eh nur die Zeit, denn aus Menschen die Kunst, Geistes- oder Gesellschaftswissenschaften und Ähnliches studieren, kann ja sowieso nichts werden. Wenn ich sage, dass ich American Studies und Politikwissenschaften studiere, ist die erste Frage, die ich gestellt bekomme, nicht: “Macht es dir Spaß?” oder so etwas in der Art. Nein, die erste Frage lautet fast immer: “Aha, und was macht man dann damit?”, gefolgt von einem teils überheblichen, teils bemitleidenden Blick. Ich dachte ja immer, dass ich für mich studiere, und somit das studieren kann, was ich möchte. Ich wusste nicht, dass ich mein Studienfach so auswählen muss, dass es andere befriedigt. “Lieb, dass du dich so um mich sorgst, aber für das, was ich später beruflich machen will, sind American Studies und Politikwissenschaft genau das Richtige. Ich werde nicht arbeitslos sein und auf der Straße landen. But thanks for your concern, buddy.” Und während du auf uns herunterschaust, machen wir die Nächte durch um unsere Hobbies zu unserem Beruf zu machen. Mit “sinnlosen” Studiengängen wie American Studies und noch “sinnloseren” Dingen wie einen Blog zu führen.

Wie man uns nun nennen mag, Generation Y, Millennials, oder Generation Praktikum: Wir sind nicht faul. Entgegen der Definition wissen wir was wir wollen. Und wir arbeiten hart dafür. Wir verwirklichen unsere Träume und werden nicht unglücklich in einem Job sitzen, der zwar eine Menge Geld bringt, aber keinen Spaß und persönlichen Mehrwert hat.

(Oh, und auch mit unseren larifari Studiengängen können wir viel Geld verdienen.)

 

Disclaimer: Dieser Artikel ist in keiner Weise gegen Wiwi/Jura/etc Studenten gerichtet, sondern schildert lediglich den Alltag von vielen Menschen in meinem Umfeld.
11 Discussions on
“Generation Y. Oder: Wir Wissen Was Wir Wollen”
  • Also ich betrachte die Diskussion zur Generation Y bislang etwas anders. Deshalb gehört das, was Du schreibst für mich keinesfalls in den Fokus dieser Diskussion. Gerade weil Du Deinen Interessen aktiv nachgehst, klug bist, Dich mit Deinem Umfeld auseinandersetzt und daraus ableitest, welche eigenen Ziele Du verfolgst.

    Soweit ich gelesen habe, hat es die heutige Generation Y sehr viel schwerer, sich in unserer Gesellschaft zu orientieren. Es gibt für heutige Kinder kaum noch Dinge, die fest stehen. Jeder muss sich halt selbst finden und dabei hilft einem auch keiner.

    Und dann gibt es dabei noch diese vielen Wohlstandskinder, denen die Eltern (sicher mit besten Absichten dahinter) immer eingeredet haben, dass die was gaaaaanz Besonderes sind. Die sind dann mit allen materiellen Mitteln als etwas gaaaaanz Besonderes groß geworden und die Eltern haben zudem jede Verfehlung kompromiss- und kommentarlos immer aus dem Off repariert.
    Wenn sich solche Leute heute bei uns in der Firma bewerben, dann beobachte ich Folgendes:
    Man möchte gaaaanz viel Geld verdienen, weil man ja was gaaaaanz Besonderes ist. Dafür möchte man aber mitbestimmen, wie und wann man arbeitet, schließlich ist eine Work-Life Balance ja totaaaaaaal wichtig. Nach Unterzeichnung des Arbeitsvertrages meldet man sich dann 2 Tage später schon mal für 2 Wochen krank. Und wenn man am Ende die Probezeit nicht besteht, dann ist der Arbeitgeber daran schuld, weil der nicht genügend Feedback gegeben hat und man so keine Chance hatte, sich zu korrigieren.

    Erwiesenermaßen ist eine heutige Art von “Überförderung der Kinder” in der Generation Y durch die Elternmeistens tödlich. Beispielsweise entsteht “Kreativität aus einem Mangel” und nicht aus einem 7 Tages Förderungsplan für Kinder und Jugendliche. Ich finde einfach nur Wichtig, dass man früh lernt, Verantwortung anzunehmen und dann funzt es doch im Leben auch ganz schnell. Egal, wie andere Leute das beurteilen, was man macht. Ist am Ende doch total egal.

  • Ich finde das toll, dass du das studierst, was du studieren magst. ich sehe das aber leider überhaupt nicht so – ich finde, dass der größte Teil der heutigen Studenten einfach nur studiert, um studiert zu haben. Nicht wirklich wissen, was sie damit anfangen sollen und einfach keine richtigen Ziele und vor allem keine Träume im Leben habe, aber umso mehr rumjammern und heulen.

    Das hab ich sowohl im Bachelor gemerkt, als auch in zwei verschiedenen Masterstudiengängen, sowie in privaten Unterhaltungen mit vielen…. außerdem auch eben im Berufsleben. Es gibt sie – die Leute, die wirklich wissen was sie wollen und dann alles daran setzen es zu tun.

    Aber es gibt mindestens genau so viele, wenn nicht sogar mehr Leute, die einfach mal anfangen irgendwas zu studieren… dann nach ein paar Semester wechseln in einen Studiengang, wo sie immer noch nicht wissen, ob die da bleiben sollen oder nicht. Und im Endeffekt dann im Endsemester sind und sagen, dass sie eigentlich gar nicht so wirklich glücklich damit sind…

    Ich denke du gehörst zu den “guten” und hast das Glück mit den “Guten” zu tun zu haben, aber es gibt zahlreiche GenY Leute, die mehr heulen, als können. Die Geld für ein Praktikum fordern, aber nichts leisten, sondern nur Arbeit verursachen…. 😀

  • “We are not lazy. Contrary to the definition, we know what we want. And we work hard for it. We realize our dreams and are not unhappy sitting in a job that indeed brings a lot of money, but no fun and personal value has.”

    Yes yes yes!!! This is it— It’s something I wish to just scream out whenever someone critiques my generation as lazy!
    Loved this blogpost

    sheridadaily.com

  • Super toller Post Wakila und du sprichst mir aus der Seele!
    Ich kenne es auch, dass einem gesagt wird, man wäre doch “nur Student” und wenn ich überfordert bin, dann nimmt mich keiner wirklich ernst. Dabei ist es nunmal nicht immer einfach.

    Allerliebste Grüße,
    Julia

  • Schön, dass du dich nicht beirren lässt! Wir sind frei, dass zu tun, was wir wirklich wollen. Manche leben diese Freiheit eben nicht und wollen nur das leben, was ihnen Sicherheit bringt… aber alles ist möglich. Und toll, dass du das auch so siehst 🙂

    Und super Layout gefällt mir riiichtig!

    http://orryginal.com/

  • Toller Post, mal wieder. Ich kann das so gut nachvollziehen. Ich selbst studiere Journalismus und viele verstehen nicht, wie man etwas studieren kann, bei dem das Gehalt äußerst schwer abzuschätzen ist. Ich habe schon meine Pläne, aber die will doch heute wirklich keiner hören.

    Liebe Grüße xx

Leave a Reply to Danielle Cancel reply

Your email address will not be published.